Heute musste ich mich aus dem Bett schleppen, obwohl ich gut geschlafen hatte. In der Herberge war es still und nach dem Frühstück machte ich mich auf zur Weiterfahrt. Ich hatte grad so 500 Meter gefahren, als ich bemerkte, dass ich die Trinkflaschen vergessen hatte und den Hausschlüssel schon im Briefkasten eingeworfen hatte. Also ab in den Laden und Wasser kaufen. Nach langer Überlegung hatte ich mich für eine Route nicht direkt nach Tallin entschieden. Die direkte wäre die E67 gewesen, doch von den Lastwagen hatte ich genug. Es war zu befürchten, dass vor Tallin der Verkehr nochmals dichter wird und der Spass noch tiefer sinkt. Meine Alternative sollte mich nach Turba bringen, da dort ein Motorsport Museum sich befindet, 2 ähnliche Museen in zwei Tagen. Nach 10 Km konnte ich in eine Nebenstrasse abbiegen und von da weg wurde es still. Ich genoss diese Ruhe. Gegen Mittag erreichte ich den Ort Kullamaa, wo sich ein Schloss befand. Vorher durfte ich noch auf einem schönen Feldweg durch den Wald fahren. Gelbe, weisse, dunkle, Schmetterlinge waren zugegen. Beim Schloss machte ich den Mittagshalt, und plötzlich tauchte ein weiterer Fahrradfahrer auf. Es war Jokūbas, ein 23 jähriger junger Mann aus Kaunas, Litauen, der auf dem Heimweg war. Vor mir stand ein Kraftmaschine! Er kam grad aus dem Militärdienst und wir hatten ein sehr schönes Gespräch. Natürlich habe ich ihm meine Geschichte vom NATO-Flughafen erzählt und er kannte diesen Weg! Bald hiess es wieder Abschied nehmen, beide in anderer Richtung, bei mir hiess der Nächste Ort Risti. Dort wurde ich auf zwei Sehenswerte Orte aufmerksam. Das eine war ein Wasserturm, das andere war ein ehemaliger Bahnhof, wo ein Kreuz aus Schienen jetzt steht. Es ist ein Mahnmal für die 20‘000 Esten, die von hier in den Gulag deportiert wurden. Gegen Osten war das ehemalige Bahntrasse nun ein Fahrradweg, man wird nachdenklich, wenn man darauf fährt. In Turba angekommen, besuchte ich nun das Motorsport Museum, das schon mehr hergab als das gestrige, aber man könnte schon noch da und dort Gegenstände sichtbarer machen. Das Gebäude war sicher früher dazu benutzt worden, um Strom zu produzieren. Eine grosse Dampfmaschine von der BBC geliefert, war noch zu sehen. Und auch heute sieht man Hochspannungsleitungen in unmittelbarer Nähe. Mit dem Zug ging’s flott nach Tallin. Hier sind die Züge wirklich Fahrradfreundlich. Mein Hostel fand ich auf Anhieb, bin im 4.OG und es ist ganz angenehm. In einem estnischen Restaurant habe ich vorzüglich gegessen, es war mit alten Sachen bestückt und als ich so herumguckte, sah ich plötzlich eine Lampe, die ich 1980 von Irek geschenkt bekam, als ich zum ersten Mal in Polen war. Sachen gibt es!
76,3 Km; 217 Hm; 19,8 Km/h
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