Wie schon im vorherigen Blog erwähnt traf ich auf zwei Männer am See. Sie waren erst etwas reserviert, ich machte Fotos, und irgendwie kamen wir ins Gespräch. Ich stellte mich als Urban vor und sagte, dass dies mein Vornahme ist, und nicht wie bei Jerzy Urban der Nachnahme. Der ältere von beiden lächelte etwas und stellte sich mit Czeslaw vor. Klar war meine Tour das Thema. Gott sei dank konnte der jüngere Michal, sein Enkel gut englisch und übersetzte unsere Konversation. Ich erzählte, dass ich nun das 11. Mal in Polen bin und meine 1. Reise 1980, war, als Jerzy Urban Pressesprecher der kommunistischen Partei war. Ich erzählte auch von meinem Reisen 1981 und vor allem 1982, als noch Kriegsrecht war. Diese Schilderung öffnete nun das Herz von Czeslaw. Er war Kaplan und kannte Jerzy Popieluszko, der im Oktober 1984 von der Miliz ermordet wurde. Czeslaw gehörte auch zu den Mitbegründer von Solidarność und deshalb war er selber auch vier Jahre in Haft. Er stand auch auf der Todesliste, doch irgendwie wurde er verschont. Führende kirchliche Kräfte konnten 1985 Seine Freilassung erwirken. Das ganz spezielle war, dass die Ehefrau von Jerzy Urban, Malgorzata Daniszewska-Urban ein Buch über Czeslaw Sadlowski geschrieben hat! Ich erzählte, wie ich damals das Kriegsrecht erlebte, da ich damals mit Irek in Littau bei Luzern wohnte. Irek kam im Sommer 81 auf Besuch, da ich ja schon zwei mal in Polen war. Der 13. Dezember war ein Schock, hat uns damals emotional sehr getroffen. 1982 als ich mit dem Auto im November unter Kriegsrecht wieder in Polen war, ist ja Leonid Breschnew grad gestorben, in der Tschechoslowakei überall schwarze Fahnen, in Polen bedeutend weniger und bei meiner Ankunft bei Ireks Familie haben wir mit Wodka auf das Ereignis angestossen. Czeslaw macht sich heute grosse Sorgen um die politische Lage, nicht nur der Krieg in der Ukraine, nein auch um Europa, das nicht wirklich weiss, wohin die Reise geht. Übrigens Czeslaw und auch Michal waren schon in der Schweiz, Czeslaw war auch im Polenmuseeum in Rapperswil, das aktuell nicht mehr existiert. In diesem Zusammenhang habe ich erzählt, dass ich oft die Polenstrasse von Flüeli-Ranft nach Sarnen gelaufen bin. Er wusste davon nichts, diese Polenenstrassen wurden während des 2. Weltkrieg von polnischen internierten Soldaten gebaut. Als ich auf meine Uhr schaute war Zeit zum Aufbrechen! Ich verabschiedete mich mit Ehrfurcht vor diesem Mann. Dass ich am letzten Tag in Polen noch soviel Geschichte mitnehmen durfte, von einem sehr bescheidenen Mann, das berührte mich sehr.
Es gibt mehrere Hompages über Czeslaw: leider alle auf Polnisch:
https://encysol.pl/es/encyklopedia/biogramy/18492,Sadlowski-Czeslaw.html
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